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Mein letztes Jahr im Schnelldurchlauf

Juhuuu! Endlich mal wieder einen Blogbeitrag. So lächerlich klein und gleichzeit so stark fühle ich mich durch das, was ich gerade alles schaffe. Lächerlich klein, weil es so viele Menschen gibt, die Großartiges schaffen und ich mir dabei immer vorkomme wie eine kleine Ameise und stark, weil mir gleichzeitig bewusst ist, wie kraftvoll der Einfluss einer kleinen Ameise sein kann und wie viel Mut es kostet, seinen eigenen Weg zu gehen.

Ich kann nur sagen: Mein 23. Lebensjahr war oft ganz schön anstrengend und heftig. Ich werde in ein paar Tagen 23 und schaue zurück und denke mir nur: Wow... was für ein Jahr! Es ist so viel passiert, es war vollkommen anders, als ich mir das erträumt hätte, ich bin durch ziemlich dunkle Täler gegangen und gleichzeitig hat alles so unglaublich viel Sinn gemacht.


Noch vor einem Jahr habe ich meinen Abschluss gemacht und mich so sehr auf Portugal und meine Yogalehrerausbildung gefreut. Ich hab einfach mal so schwupp die wupp meine wunderbaren Freunde und meine Wohnung und alles, was mir bis dato Sicherheit gegeben hat, aufgegeben und bin losgezogen und hab dann ganz schön auf die Fresse bekommen.

Aber Spaß bei Seite: ich weiß, dass dieser Schritt für mich damals der Richtige war. Denn auch wenn in meinem Leben Vieles richtig lief, hatte ich gleichzeitig auch ganz schön mit der Trennung meines damaligen Freundes und großen Selbstzweifeln zu kämpfen, die gar nicht ans Licht gekommen wären, hätte ich meine Komfortzone nicht verlassen und - bewusst oder unbewusst - ich wusste damals, dass ich das tun muss.


In Portugal, nachdem mein Teacher Training dann vorbei war und ich keinen Plan mehr davon hatte, wie es jetzt eigentlich weitergehen sollte wurde ich das erste Mal mit so einer tiefen Einsamkeit und grundlegenden Angst konfrontiert, die im Laufe der Zeit immer wieder aufgetaucht ist und mir gleichzeitig Unbehagen bereitet hat, mich aber auch geleitet hat.

Ich bin zurück nach Mannheim gezogen, habe meinen ersten Job als Physiotherapeutin angefangen und festgestellt, wie sehr mich meine Erinnerungen in dieser Stadt innerlich fertig machen. Ich bin ständig krank geworden und hatte, sobald ich alleine war, Angst und war angespannt. Ich hatte für nichts mehr Kraft, schon gar nicht für die Arbeit und obwohl mein Arbeitgeber der liebste Mensch der Welt war, habe ich irgendwann festgestellt: ich kann gerade keinen Tag länger mehr für irgendjemanden arbeiten. Und so haben meine Eltern mich nachts total am Ende in Mannheim abholen müssen und ich habe nach nur eineinhalb Monaten neuen Job und neue Wohnung wieder gekündigt und bin komplett erschöpft und verstört (nachdem ich bereits 4 Jahre allein gewohnt habe) zurück zu meinen Eltern gezogen - und habe dort die bisher anstrengendste und gleichzeitig auch erdendste Zeit meines bisherigen Lebens erlebt. Mir ging es eine Zeit lang so schlecht, dass ich nur zum Puzzeln aus dem Bett oder dem Sofa gekommen bin und meine Familie hat mich wieder und wieder aufgefangen. Ich habe meine Mutter manchmal gleichzeitig gehasst und geliebt, ich war manchmal stinkwütend und dann wieder einfach nur traurig.

Zum Glück habe ich dabei irgendwann den Mut gefunden, mir eine Psychologin zu suchen, mit der ich angefangen habe, nach und nach meine vergangenen Erfahrungen und Ängste aufzuarbeiten und die mir auch erklären konnte, was ich eigentlich erlebt habe, wie stark das alles ist, was ich gerade alles mache und die mich bestärkt hat, weiterzumachen und mich auf das zu konzentrieren, was mir eigentlich schon immer Spaß gemacht hat und was mir gut tut.

Und glaubt mir - das war nicht immer einfach. So etwas braucht ganz schön viel Zeit und Geduld... und ich hatte immer wieder Rückschläge, aber so tief unten wie in der Zeit nachdem meine Eltern mich wieder nach Hause nehmen mussten, war ich nie mehr.

Langsam aber stetig habe ich mich wieder getraut, auf eigene Faust loszuziehen. Ich war in Sizilien; das erste Mal für eine Woche wieder alleine klettern und kurze Zeit später bin ich nochmal für 4 Wochen nach Portugal gefahren, habe Carmen und Eugen besucht und durfte ein gesamtes TeacherTraining nochmal kostenlos mitmachen, mich im Yoga unterrichten üben und nebenher klettern gehen. Ich habe mich für ein Medizinstudium beworben, bei dem ich leider nur Absagen bekommen habe, habe eine weitere Yogalehrerausbildung in Berlin mit unglaublich tollen Lehrern und Kollegen begonnen, vermisse nach wie vor meine Freunde in Mannheim sehr, war nochmal in Frankreich klettern und bin jetzt so weit, dass ich mich wirklich und wahrhaftig wieder dazu bereit fühle, alleine zu wohnen und zu wissen, dass das richtig gut werden wird. Manchmal überkommt mich immer noch ein bisschen die Panik im Anbetracht dessen, dass sich mein Leben für so lange Zeit so instabil und brüchig angefühlt hat. Aber so langsam werden das Gefühl und ich Freunde und ich merke, dass nichts Schlimmes passiert und dass dieser Raum, den ich gerade habe, dieser Raum, in dem alles möglich ist und in dem ich alles machen kann, auch ganz viel Freiheit und Potenzial für Kreativität und Entfaltung birgt, dass ich anfange, ihn zu umarmen und spielerisch zu betrachten.

Ich weiß, dass dieser Eintrag mal wieder sehr narrativ von meinem Leben handelt, aber irgendwie IST eben so viel passiert und ich lerne gerade auch, mich für nichts mehr zu entschuldigen und mich selbst anzuerkennen und aus mir das herausfließen zu lassen, was herausfließen muss ohne mich dafür schlecht zu fühlen oder mich zu fragen, was andere Leute jetzt davon halten oder auch nicht. Mir doch egal. You do you und I do I und manchen gefällt's und anderen nicht und mir tut's so unglaublich gut wieder mehr ins Außen zu gehen und wenn's nur über einen so mickrigen Ameisenblog ist. Wenn ich auch nur eine Person dazu ermutigen kann, das zu tun, was sie schon immer tun wollte, ganz egal was, dann hat sich das alles schon gelohnt. Verrückt wie gut uns Menschen das tut, gute Dinge zu tun. Eigentlich richtig schön.


Jedenfalls war dieses verflixte 23. Lebensjahr unglaublich prägend für mich und ich weiß, dass es mich mein ganzes Leben begleiten und mir eine Lehre sein wird und gleichzeitig der Baustein für alles ist, was jetzt kommen wird.

Ich habe so viel gelernt und fühle mich so Ameisen-stark und kann einfach nur Danke sagen.

Ich weiß jetzt noch mehr, wo ich hinwill. Und wie. Und das vor allem, weil ich ganz viel weiß, was ich *nicht* will. Ich will dazu beitragen, dass diese Welt ein noch ehrlicherer, fröhlicherer und bewussterer Ort wird und die Stärke in der Verletzlichkeit erkennt. Und ich freue mich, wenn du mich ein bisschen auf meinem Weg begleitest. Vielleicht höre ich ja mal von dir! Ich würde mich freuen :)

Ganz liebe Grüße

Eure Becky

 
 

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